*Werbung. Dieser Beitrag ist in Kooperation mit REWE entstanden.
„Habt ihr einen richtig schönen Garten? So mit makellosem Rasen, hübsch angelegten Beeten und netten Zierelementen?
Dann gehört ihr wohl zu den vielen Menschen in Deutschland, deren Gärten und Balkone für Bienen und Insekten absolut nichts zu bieten haben.“
Mit diesen Worten wurde ich zum REWE* und NABU Workshop „Umtopfen im Kopf“ eingeladen. Fand ich schon mal ziemlich ulkig und eine coole, andere Sichtweise. Als Blogger wird man zu allen möglichen Workshops eingeladen. Doch noch nie hat mich einer so viel gelehrt, wie dieser. Das liegt wahrscheinlich an Frau Dr. Maren Meyer-Grünefeldt von der NABU Umweltpyramide aus Bremervörde und an Dr. Florian Schäfer von REWE Nachhaltigkeit – geballtes Wissen vor Ort in Hamburg. Mit Maren fühlte ich mich gleich verbunden: sie im Bienen-Shirt, ich extra im Blumen-Shirt angereist. An der Leuphana hier in Lüneburg hat sie Ökologie studiert, promoviert und doziert. Ich fand: wir waren ein Dream-Team. Und ja, das waren wir.
Tatsächlich habe ich beim Workshop in Hamburg diese Woche so viel gelernt, dass ich damit mehr als einen Beitrag füllen kann. In letzten Beitrag habe ich bereits das Wildbienen-Sterben und die Gründe dafür thematisiert. Im heutigen Beitrag soll es etwas positiver zugehen, denn in diesem und in einem weiteren Beitrag werde ich die Tipps und Tricks thematisieren, die ich vom NABU und REWE gelernt habe.
Bevor ich euch mit einer Flut von Infos überschütte, muss ich noch ein Bild von mir und Miriam teilen. Miriam hat mich als Heavenlynn Healthy-Leserin bei dem Workshop begleitet und ich hätte mir keine bessere Gesellschaft wünschen können. Miriam, du hast mich echt umgehauen mit deiner herzlichen, offenen Art und du warst eine wahre Bereicherung an diesem Nachmittag. Danke, dass du dabei warst!
Wieso macht REWE das?
Bereits seit 2010 engagiert sich REWE für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft. Angefangen hat das Engagement 2010 in der Bodensee-Region, eines der größten Apfelanbaugebiete Deutschlands. Schnell mussten sie merken, dass ein Naturschützer andere Vorstellungen von Naturschutz hat als ein Landwirt. Doch auch hier nähern sich die Parteien langsam an, denn alle Parteien profitieren von Artenvielfalt und Wildbienen- und Insektenschutz. Wie ich bereits hier geschrieben habe, hat REWE in den letzten 8 Jahren insgesamt fast 300 Hektar Blühflächen angelegt – das entspricht 420 Fußballfeldern – und über 2.000 Insekten-Nisthilfen aufgestellt. Es hat ein Umdenken stattgefunden, sowohl bei den Landwirten als auch bei REWE als wichtiger Lebensmittel-Einzelhändler in Deutschland. Heute rufen die Landwirte beim NABU immer häufiger an um mitzuteilen, dass sie noch etwas Land für neue Blühstreifen übrig haben. In der Landwirtschaft und im Unternehmen ist das Umtopfen im Kopf also schon angekommen. Jetzt sind wir Konsumenten gefragt.
Was kann ich tun, wenn ich einen Garten habe?
Was den Bienen nicht hilft: Gezüchtete Blumen im Garten anpflanzen
Besser: Wildblumen aus Regio-Saaten säen
- In Baumärkten oder im Handel gibt es fast nur gezüchtete Pflanzen zu kaufen (leider).
- Es geht im Handel meist nur ums Aussehen und weniger um den ökologischen Nutzen der Pflanzen.
- Heimische Wildblumen sind aus diversen Gründen die bessere Wahl für unsere Gärten. Nicht nur, dass sie Nahrung für unsere heimischen Wildbienen bieten, sie sind auch schädlings- und witterungsresistenter.
- Deshalb empfiehlt Dr. Maren Meyer-Grünefeldt die Aussaat sogenannter Regio-Saaten.
- Regiosaatgut wird regional bezogen und stammt aus Wildblumenfelder, die mindestens 10 Jahre „natürlich“ wachsen und gedeihen durften.
- Ab 2020 dürfen laut Bundesnaturschutzgesetz nur noch gebietsheimische Arten in der freien Landschaft angepflanzt werden. Natürlich ist das nicht bindend für uns, aber auch wir können unseren Beitrag leisten.
- Bei der Auswahl von Regiosaatgut sollte man auf die Zertifizierung achten. Leider ist der Begriff Regiosaatgut aber noch nicht zertifiziert. Seriöse Händler schicken uns Nutzern direkt anhand der Postleitzahl das regionspezifische Saatgut zu.
- Das heißt, dass ich hier in Niedersachsen anderes Saatgut bekomme als meine Familie in Baden-Württemberg.
- Deutschland wurde dafür in 22 Herkunftsgebiete aufgeteilt.
Ausbringen des Saatgutes:
- von Februar bis Mai oder von August bis Oktober
- Keimzeit meist 3 Wochen
- Das Saatgut zur leichteren Aussaat mit Füllstoffen auf 10g /m3 mischen (z.B. mit Quetschhafer oder ungereinigtem Sand)
- per Hand aussäen (wie in alten Filmen, einmal längs einmal quer)
- Mit einem Brett das Saatgut in die Erde drücken, da der Samen den Kontakt mit der Erde benötigt.
- Alle zwei Tage bewässern, sollte es nicht genug regnen.
Hinweise zur Saatenauswahl:
- Regiosaatgut hat den größten Nutzen für die heimischen Bestäuber und erhält die heimische Artenvielfalt.
- Es gibt einjährige Mischungen für Töpfe, für nicht-frostsichere Töpfe oder für kleine Töpfe, deren Böden im Winter durchfrieren, weshalb die Pflanzen leider absterben.
- Bei mehrjährigen Mischungen sollte man auf die Strukturvielfalt (kleiner Anteil an Gräsern) achten. Das tut besonders den Schmetterlingen gut.
Was kann ich tun, wenn ich nur einen Balkon habe?
- Man kann Wildblumen auch in Tontöpfen anpflanzen.
- Ihr könnt euch kleine Blumenkästen mit Wildblumen und Wildkräutern anpflanzen.
- Beim Workshop haben wir auch eine ganz einfache Euro-Palette zum Beet umfunktioniert. Dafür muss man die Paletten senkrecht hinstellen, die „Füße“ mit Holzbrettern abdichten, Teichfolie in die Einkerbungen festtackern. Man sollte eine ca. 3 cm dicke Schicht Kies zuerst einfüllen und dann mit Bio-Blumenerde bedecken. Dann könnt ihr fleißig eure Lieblingswildblumen einpflanzen.
Was kann ich tun, wenn ich weder Garten, noch Balkon habe?
Wer, so wie ich, weder Garten noch Balkon hat, der kann schon beim Konsum einen Unterschied machen. Denn als Konsument können wir Entscheidungen treffen und somit ein Zeichen für die Agrar-Politik setzen. Bei REWE kann man beispielsweise die regionalen Lebensmittel mit dem blauen PROPLANET- Label und dem Zusatz „Artenvielfalt schützend“ kaufen. Saisonal wechselnd gibt es in den REWE Märkten zum Beispiel Salate, Brokkoli, Möhren, Kartoffeln und viele weitere Gemüsesorten mit diesem „Pro-Planet“-Label zu kaufen. Ein kleiner, aber wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Welche Wildblumen und –kräuter helfen den Wildbienen?
Der NABU hat mir ebenfalls eine kleine Broschüre mitgegeben, in der tolle Wildpflanzen und deren Heilwirkungen beschrieben werden. Rechtlicher Disclaimer: Quelle: NABU Umweltpyramide – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Die Verwendung von Wildpflanzen kann zu Nebeneffekten wie allergischen Reaktionen führen. Im Zweifelsfall sofort einen Arzt aufsuchen.
Echtes Johanniskraut
Heilwirkungen: Depression, hormonelle Störungen, Nervosität, Kopfschmerzen, Wunden
Anwendungsform: Öl, Tee
Rezept für Johanniskrautöl: Blüten in dunklem Schraubglas mit Sonnenblumenöl übergießen, an einem warmen Ort 6 Wochen ziehen lassen und täglich leicht schütteln. Hilft bei infizierten Wunden oder als Massageöl. Bei längerer Anwendung Sonnenbäder meiden!
Rezept für ein Gute-Nacht-Kissen: 150 g Johannisblütenkräuter in eine Baumwollhülle (ca. 10 x 10 cm2) einnähen. Kissen auf dem Nachttisch platzieren.
Wilde Malve
Heilwirkungen: Reizhusten, schleimlösend
Anwendungsform: Tee, Bäder
Rezept für Hustentee: 2 Teelöffel Blüten mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und schlückchenweise trinken.
Wilder Majoran
Heilwirkungen: Husten, Mundentzündungen, Cellulitis; antiseptisch, krampflösend, schmerzstillend
Anwendungsform: Tee, Öl
Rezept für Gewürzöl: einige Zweige für eine Woche in einer Flasche mit Olivenöl ziehen lassen.
Acker Witwenblume
Heilwirkung: Hautausschläge, Husten, Wundheilung, entzündungshemmend – aber geringe Heilwirkung
Anwendungsform: Tee, Tinktur
Rezept für Salate: Um die bittere Note der Blätter zu mildern, werden junge Blätter vor der Blüte geerntet und 2 Stunden lang in lauwarmes Wasser gelegt. Danach kann man sie in Salaten oder in Gemüsegerichten mitkochen.
Walderdbeere
Heilwirkungen: Ausschläge, Magen- und Darmstörungen, Rachenentzündungen; wirkt blutreinigend, harntreibend, entzündungshemmend
Anwendungsform: Tee, Beeren
Rezept für Gesichtsreinigungsmilch: 200 g Walderdbeeren mit 125 ml Mandelmilch pürieren, morgens und abends mit dem Wattebausch auftragen und mit lauwarmen Wasser abspülen. Hält sich ca. 3 Tage in Kühlschrank.
Rezept für Tee: 1,5 TL getrocknete Erdbeerblätter mit kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen.
Weitere Wildblumen mit heilenden Wirkungen:
An dieser Stelle beende ich diesen Beitrag, denn ich weiß, dass er voller Infos steckt. Im zweiten Teil berichte ich davon, wie man Nisthilfen ganz einfach selber bauen kann und wieso gekaufte Insektenhotels wenig helfen. Außerdem habe ich vom NABU noch eine tolle Idee für Kindergeburtstage mit auf den Weg bekommen (auch, wenn das nicht wirklich mein Themengebiet ist).
„Seid ihr inspiriert, einige der genannten Pflanzen in euren Garten aufzunehmen? Bitte tut es für mich und für die Bienen. Sie werden es euch danken.“
Eure Lynn
*Werbung. Vielen Dank an REWE und den NABU für diesen interessanten und informativen Workshop.
Hallo liebe Lynn,
ich habe mich gerade an deinen Artikel aus dem letzten Jahr erinnert und ich würde gerne Regiosaatgut kaufen. Jetzt ist ja eine gute Zeit zum Aussäen.
Ich finde im Netz aber nur Anbieter, die das Saatgut in Mengen ab 1 kg verkaufen.
Hast du einen Tipp, wo man das auch in kleineren Mengen kaufen kann?
Liebe Grüße, Julia
Hallo liebe Julia,
oh wow, das freut mich aber riesig! Du, ich würde einfach mal beim Nabu nachfragen. Die sind da so fit und denen liegt das Thema ja so am Herzen! Ansonsten kann ich für dich gerne noch einmal nachfragen.
Ganz liebe Grüße,
Lynn
Hallo liebe Lynn,
ich fand den Tag mit Euch auch sehr bereichernd und es hat mir viel Freude gemacht mit Dir den Bienen unter die Flügel zu greifen. Dein Beitrag ist wirklich spannend geschrieben und ich hoffe, dass nun viele Deiner Leser auch auf den Geschmack kommen und ihren Garten oder Balkon wildbienenfreundlich gestalten.
Da ich Euch ja wirklich den ganzen Tag schon mit so vielen Informationen bombadiert habe, ist mir erst im Nachhinein aufgefallen, dass eine ganz wichtige Information vielleicht etwas zu kurz gekommen ist, also gibt es hier einen klitzekleinen Nachschlag:
Torffreie Erden!
Bitte achtet immer darauf ohne Torf zu gärtnern. Unsere Moore sind einzigartige Lebensräume und sehr wichtige Rückzugsgebiete für viele bedrohte Tierarten. Außerdem leisten intakte Moore einen ganz großen Beitrag zum Klimaschutz, da sie unglaubliche Mengen Kohlenstoff speichern. Der Torfabbau bedroht diese Systeme. Mehr als 60 Prozent der europäischen Moore wurden bereits zerstört. Zum erfolgreichen Gärtnern ist Torf auch überhaupt nicht notwendig. Einfach Kompost oder Rindenhumus (nicht mit Rindenmulch verwechseln) in die Erde mischen. Klappt noch besser als mit Torf und gleichzeitig wird man beim Gärtnern zum Arten- und Klimaschützer.
So, nun habe ich aber wirklich genug erzählt. Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Beitrag.
Vielleicht sehen wir uns ja mal in Bremervörde…
Ganz liebe Grüße
Maren
Ich kämpfe mit meinen Nachbarn schon seit Jahren. Das Verständnis ist aber sehr gering. Vor unserem Haus, von der Straße getrennt, ist ein aufgelassenes Bahngleis. Auf beiden Seiten ist ein Grünstreifen. Dieser wird einmal im Jahr von der Gemeine gemäht. Die übrige Zeit sieht es sehr ungepflegt aus. Dieser Grünstreifen wird von den Bewohnern der ganzen Umgebung zum Abstellen von Fahrzeugen, Containern, KFZ-Anhängern und sonstigen Dingen, benutzt. Ich versuche dauernd die Leute darauf hinzuweisen, dass wir für die Bienen verschiedene Blühpflanzen ausgesät haben.
Das Parken ist aber den Menschen wichtiger. Sie bleiben nicht etwa auf der Teerstraße stehen, sie fahren komplett auf den Grünstreifen. Ich habe immer wieder versucht, sie davon abzuhalten, leider erfolglos. Einer meiner Nachbarn, er ist Naturschützer, hat mir sogar gedroht mich wegen Belästigung anzuzeigen. Soviel zu unseren Mitmenschen.
In meinem Garten habe ich seit Jahren auf Pflanzen geachtet, welchen von Bienen und Schmetterlingen besucht werden. Ich habe aber auf Pflanzen, welche nicht für Insekten geeignet sind. Das war Unwissenheit. Jetzt, wo ich mich mehr mit dem Thema beschäftigt habe, werde ich noch mehr für Bienen und Co tun. Ich beobachte auch, dass die Grünflächen, die von der Gemeine gepflegt werden, erst im Herbst abgemäht werden und dass extra
Wildblumen ausgesät werden. Schön, wenn man feststellt, dass ein Umdenken geschieht.
Hallo Karin,
toll, wie du für die Bienen und Insekten kämpfst! Und wie schön, dass es auch bei den Gemeinden angekommen ist. Ich selber tu da viel zu wenig für – aber die Nisthilfen, die wir dort gebaut haben, hängen jetzt im Innenhof :). Immerhin.
Liebe Grüße,
Lynn